Im Auge des Sturmes entspannen

Draußen tobt ein kräftiger Sturm. Er rüttelt an den Bäumen, wirbelt die Blätter zu Boden. Es pfeift durch die Fenster. Kräftiger Regen peitscht an die Scheiben. Sie sitzen auf dem Sofa. Es ist angenehm warm im Wohnzimmer. Ihre Beine sind in eine kuschelige Decke gehüllt. Das Buch, das Sie zuvor gelesen haben, liegt aufgeschlagen auf Ihren Beinen. Auf dem Tisch neben Ihnen dampft frisch gekochter Tee. Sie schauen aus dem Fenster und fühlen sich, trotz des Sturmes, der draußen tobt behaglich. Völlig unaufgeregt sitzen Sie da und beobachten das Geschehen. Sie lassen den Sturm toben, doch lassen Sie ihn nicht in sich hinein. Sie fühlen sich in Sicherheit, an dem Ort, an dem Sie sich aufhalten und auch in sich selbst, sind sich gewiss, dass sich der Sturm irgendwann legen und auch der Regen wieder einschlafen wird. Sie wissen darum, dass dort, wo Sie sind, alles gut ist, genauso, wie es ist.

 

Draußen tobt eine durch einen Virus angestoßene Krise. Es herrscht Chaos und Angst. Menschen erkranken, mache sterben sogar. Grundgesetze werden ausgehebelt. Grundrechte ausgesetzt. Die Grundfesten der Menschen werden erschüttert. Die Bedrohung ist greifbar, überall präsent. Durch immer neu auffrischende Böen, die permanent an sie herangeweht werden, wird die Krise lebendig und bedrohlich gehalten. Sie lassen sich mitreißen, folgen dem allgemeinen Trend und erlauben, dass die Bedrohung in Sie eindringt, dass sie in Ihrem Inneren wirksam wird. Entweder gehen Sie mit denen, die die Solidarität im Fokus haben, oder denen, die die Krise als initiiert und konstruiert empfinden. Ganz gleich, wem Sie folgen, sind Sie innerlich aufgewühlt. Ihr ganzes System ist in Aufruhr. Sie füttern es ständig mit neuen Informationen, holen noch mehr von den bedrohlichen Szenarien in sich hinein und haben das Gefühl unterzugehen, von der Krise fortgeschwemmt zu werden. Vor Angst brechen Sie innerlich zusammen und beginnen den nahenden Tod, der überall um sie herum zu lauern scheint, für sich selbst als wahrscheinlich anzunehmen. Sie haben das äußere zu Ihrem inneren Geschehen gemacht, die Krise in sich hineingeholt. Nun ist außen wie innen, es gibt keine Trennung mehr. Der Sturm tobt nicht nur vor Ihrem Fenster, er tobt in Ihnen.

 

Doch was wäre, wenn Sie das, was außen ist, auch im Außen ließen? Wenn Sie beginnen würden, sich nicht auf die Bedrohung, sondern auf all das Schöne zu fokussieren, was Sie trotz der Krise umgibt. Wenn Sie beginnen würden, sich für das Dach über dem Kopf, den warmen Tee, die Decke über den Beinen und das gute Buch zu bedanken. Wenn Sie feststellen würden, wie gut es Ihnen trotz und vielleicht erst durch die Krise geht.

Wenn Sie sich nun vornehmen würden, die Stürme im Außen zwar wahrzunehmen, sie jedoch zukünftig nicht zu Ihren inneren Stürmen werden zu lassen, sich erlauben würden, nicht die Austragungsstätte einer Krise zu sein, sondern vielmehr zu Ihrem wachsamen Beobachter zu werden, dann könnte sich einiges ändern.

 

In jedem von uns gibt es einen Ort, an dem wir zu einem wachsamen Beobachter werden können. Einen Ort, an dem wir uns uneingeschränkt behaglich fühlen. Sie könnten lernen, sich auf diesen Ort zu besinnen, und werden Ruhe und Zuversicht in ihm finden. Sie erreichen ihn, in dem Sie ruhig und gleichmäßig atmen, sich unter die Hände konzentrieren, die auf Ihrem Bauch liegen. Dort liegt der Ort, der sich nach Zuhause, nach Ankommen und Bleiben anfühlt, in dem jederzeit Frieden und Verbundenheit herrscht. Dieser Ort ist Ihre innere Mitte. Wenn Sie sich auf ihn fokussieren, dann kann der Sturm im Außen unvermindert toben, denn nun wissen Sie, wohin Sie sich zurückziehen können, um Kraft zu tanken und in Frieden zu verweilen.

 

Wer seine innere Mitte gefunden hat, der ruht in sich und den wird kein Sturm,

wo immer er auch toben mag, mehr ins Wanken bringen.

 

 

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Dieser Artikel ist erschienen im Magazin: Meile bewegt - Gesund bleiben